Presseschau: Beitrag über „Cancel Culture“ in der Pädagogik in F.A.Z. zitiert

Eine Autorengruppe aus den pädagogischen Mitgliedern im Herausgeberbeirat des neuen Jahrbuches Wissenschaftsfreiheit hat in einer Zeitschriftenanalyse Folgen einer „Cancel Culture“ in der eigenen Disziplin untersucht:

Bernd Ahrbeck, Marion Felder, Axel Bernd Kunze und Tobias Reichardt:
Worüber wird in der Pädagogik publiziert? Welche Themen bleiben ausgespart? Eine Auswertung von vier Fachzeitschriften,
in: Jahrbuch Wissenschaftsfreiheit 1 (2024), S. 11 – 36.

Der Beitrag ist online verfügbar:

https://elibrary.duncker-humblot.com/article/73966/woruber-wird-in-der-padagogik-publiziert-welche-themen-bleiben-ausgespart

Der Beitrag wird auf der Seite „Bildungswelten“ in der F.A.Z. zitiert:

Bernd Ahrbeck: Selbstzensur bedroht die Wissenschaft. Nicht der Staat, sondern Universitäten und Forscher schränken die Freiheit ein, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 97/2024 v. 25. April 2024, S. 6.

Netzwerk Wissenschaftsfreiheit: „Cancel Culture“ bei AMOSinternational

Die internationale sozialethische Fachzeitschrift AMOSintenational zwingt ihre Autoren ausnahmslos zur Verwendung regelwidriger Sonderzeichen sog. Gendersprache. Autoren, die sich diesem Zwang widersetzen, werden von der Redaktion ausgeschlossen. Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit wertet dieses Vorgehen als Eingriff in die Wissenschaftsfreiheit der betroffenen Autoren und eine Form von „Cancel Culture“. Der Fall wurde in die Onlinedokumentation des Netzwerkes Wissenschaftsfreiheit aufgenommen:

https://www.netzwerk-wissenschaftsfreiheit.de/dokumentation

Allerdings ist die Darstellung, der Fall sei durch „mündliche Kommunikation“ dokumentiert fehlerhaft. Der Vorgang ist durch E-Mail-Kommunikation mit Herausgebern und Redaktion belegt.

Die Zeitschrift wird herausgegeben von Prälat Dr. Peter Klasvogt (Sozialinstitut Kommende, Dortmund), Prof. Dr. Christian Spieß (Katholische Privat-Universität Linz/Österreich), Jun.-Prof. Dr. Jonas Hagedorn (Ruhr-Universität Bochum) und Prof. Dr. Peter Schallenberg (Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle, Mönchengladbach) und erscheint im Münsteraner Aschendorff-Verlag. Die wissenschaftliche Fachzeitschrift ist –  neben dem „Jahrbuch für Christliche Sozialwissenschaften“ – die einzige, die innerhalb der deutschsprachigen katholischen Sozialethik in Printform erscheint und maßgeblich durch die zentrale Fachgesellschaft, die Arbeitsgemeinschaft Christliche Sozialethik, getragen wird. Der Zeitschrift fällt damit eine zentrale Rolle zu, wenn Autoren innerhalb ihres Faches publizieren und wahrgenommen werden wollen.

Pädagogikunterricht: Abschied aus dem Wissenschaftlichen Beirat

Prof. Dr. Armin Bernhard, Professor für Allgemeine Pädagogik an der Universität Duisburg-Essen, ist mit Heft 4/2023 aus Ruhestandsgründen aus dem Wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift „Pädagogikunterrichtö“ und des Verbands der Pädagogiklehrer und Pädagogiklehrerinnen ausgeschieden. „Pädagogikunterricht“ ist die größe deutschsprachige Zeitschrift für pädagogische Fachdidaktik. Ich danke für die kollegiale Zusammenarbeit imi Wissenschaftlichen Beirat.

Neuerscheinung: Verlorene Wissenschaft – Versuch einer Katharsis nach Corona

Klaus Buchenau, Matthias Fechner (Hgg.): Verlorene Wissenschaft – Versuch einer Katharsis nach Corona (Klartext. Schriften zu Politik und Gesellschaft; 2), Stuttgart: ibidem 2024.

Die Corona-Maßnahmen der Jahre 2020 – 2022 wurden mit Verweis auf „die Wissenschaft“ legitimiert. „Wissenschaft“ stand im Rampenlicht und wurde als Rettung gepriesen. Der Preis für diesen Ruhm war allerdings hoch – wenn Wissenschaft der Politik eindeutige Ansagen machen sollte, dann musste die wissenschaftliche Normalität, der Meinungsstreit mithilfe rationaler Argumente, ausgehebelt werden. Dieser Band zeichnet für verschiedene Disziplinen – von den Naturwissenschaften über die Medizin bis zu den Geisteswissenschaften – nach, wie dies gelingen konnte und wie Medien diesen Prozess unterstützten, indem sie ebenfalls den kritischen Blick vergaßen. Die übergreifende These ist dabei, dass die Instrumentalisierung der Wissenschaft nicht aus heiterem Himmel kam, sondern durch längerfristige Entwicklungen ermöglicht wurde. Weil die Beiträger selbst aus Wissenschaft und Medien kommen, wissen sie, wovon sie sprechen.

Eine Leseprobe finden Sie hier: https://issuu.com/ibidempress/docs/isbn1922_x1_issuu

Axel Bernd Kunze, Bildungs- und Sozialethiker, beschäftigt sich im genannten Band mit Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit, die aus der Wissenschaft selber kommen:

Axel Bernd Kunze: Erklärung oder Boykottaufruf? Zur Rolle von Fachgesellschaft am Beispiel des Streits um die Neue Ordnung, in: ebd., S. 290 ff.

Auf mediale Schnittmengen wagt sich Axel Bernd Kunzes Artikel, der akkurat rekonstruiert, wie mit der ‚Neuen Ordnung‘ eine wissenschaftliche Zeitschrift auf den Index der politischen Korrektheit gesetzt und desavouiert wurde. Dabei geht es hier nicht darum, die Inhalte der Zeitschrift subjektiv „gut“ oder „schlecht“ zu finden, sondern um den Nachvollzug eines komplexen Prozesses, der zu einem Verlust an Meinungsfreiheit in der Wissenschaft geführt hat. [Matthias Fechner, in: ebd., S. 20 f.]

Neuerscheinung: Bildungsethische Impulse für eine pädagogisch fundierte Ethik des Digitalen

Jetzt druckfrisch erschienen:

Axel Bernd Kunze: Kommunizieren wir uns zu Tode? Bildungsethische Überlegungen zu einer pädagogisch fundierten Ethik des Digitalen,

in: Ralf Lankau (Hg.): Die pädagogische Wende. Über die notwendige (Rück-)Besinnung auf das Unterrichten, Weinheim/Basel: Beltz 2024, S. 77 – 88.

Neuerscheinung: Jahrbuch Wissenschaftsfreiheit 1/2024

Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit e. V. hat ein neues Jahrbuch begründet: Der erste Band des Jahrbuches Wissenschaftsfreiheit ist in diesem Monat erschienen. Vorgestellt werden soll der Eröffnungsband am 29. April 2024 in einer abendlichen Onlinepressekonferenz. Das Jahrbuch will sowohl Beiträgen Raum geben, die aufgrund eines eingeschränkten Debattenklimas andernorts keine Chance haben, als auch eine konzeptionelle Diskussion über Wissenschaftsfreiheit und deren Bedrohungen hierzulande leisten. Dabei soll der Blick ausdrücklich auch auf Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit gelegt werden, die aus dem Wissenschaftssystem selbst stammen.

Netzwerk Wissenschaftsfreiheit: Kritik an Entscheidung der DGAP

Pressemitteilung des Netzwerkes Wissenschaftsfreiheit e. V. vom 13. März 2024:

Netzwerk Wissenschaftsfreiheit verurteilt Angriffe auf eine Buchpräsentation der DGAP

Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit verurteilt die Absage der Buchpräsentation zu dem Werk „Das kulturelle Erbe von Arzach“ als Präsenzveranstaltung durch die DGAP. Sicherheitsbedenken dürfen nicht zu einer Absage führen, das käme einer Kapitulation vor drohender Gewalt gleich. Der Staat ist im Gegenteil verpflichtet, solche Veranstaltungen vor Störern zu schützen. Auch Druck durch eine Botschaft eines ausländischen Staates kann daran nichts ändern, die Wissenschaftsfreiheit steht nicht zur Disposition außenpolitischer Erwägungen. Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit fordert die Sicherheitsbehörden auf, die grundgesetzlich garantierte Freiheit von Forschung und Lehre auch bei der öffentlichen Vorstellung wissenschaftlicher Bücher so gut sicherzustellen, dass Absagen aus Sicherheitsgründen vermieden werden können.

Zwischenruf: Klimaschutz ist Menschenrecht?

Ein neues Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte (EGMR) gegen die Schweiz sorgt für kontroverse Debatten: Für die Richter in Straßburg gilt Klimaschutz als Menschenrecht. Der mangelhafte Klimaschutz in der Schweiz verletze das Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens der Europäischen Menschenrechtskonvention, so das Gericht in seiner aktuellen Entscheidung. Der Kläger, ein Schweizer Verein der Klimaseniorinnen, wurde dabei durch Greenpeace unterstützt.

Schon länger erleben wir eine Entgrenzung der Menschenrechte, die immer weniger Abwehrrechte des Einzelnen gegenüber dem Staat formulieren, sondern diesen für gesellschaftsreformerische Projekte in die Pflicht nehmen – im Namen einer nicht mehr hinterfragbaren Moralisierung des öffentlichen Raumes. Man könnte hier auch von einer Pervertierung der Menschenrechte sprechen. Der Staat wird zum großen Beschützer, der alles zu unserem Besten will und einrichtet.

Seit die Menschenrechte nach Ende des Ost-West-Gegensatzes zum „Megathema“ der Sozial- und Geisteswissenschaften geworden sind, sind sie auch zum utopischen Tummelplatz verkommen. Ich habe solche Tendenzen allerdings auch schon auf juristischen Tagungen wahrgenommen, etwa als eine juristische Referentin Klimaschutzmaßnahmen kinderrechtlich begründete. Denn ohne Klima auch
keine Grundrechte, schlichter geht es nicht.

Schutzgüter und Sicherheit sind etwas anderes als (Grund-)Rechte. Der ehemalige Verfassungsrichter Winfried Hassemer hat dies in seinem lesenswerten Bändchen „Warum Strafe sein muss“ treffend auf den Punkt gebracht – zumal ein „Recht auf Sicherheit“ notwendigermaßen unbegrenzt ist. Denn man könnte immer noch eine Schippe an „Sicherheit“ drauflegen. Wer könnte schließlich schon sagen, genug an Sicherheit getan zu haben, so lange wir nicht im Paradies auf Erden leben – und das wurde bekanntlich immer die Hölle auf Erden. Am Ende gibt es eben keine Freiheit mehr. Das spielt allerdings in einer Gesellschaft immer weniger eine Rolle, in der immer weniger Menschen die Freiheit vermissen. Wie schön lässt es sich doch leben, wenn der Staat rund um für einen sorgt. Sicherheit macht träge, umgekehrt ist Freiheit aber eben anstrengend.