Klaus Buchenau, Matthias Fechner (Hgg.): Verlorene Wissenschaft – Versuch einer Katharsis nach Corona (Klartext. Schriften zu Politik und Gesellschaft; 2), Stuttgart: ibidem 2024.
Die Corona-Maßnahmen der Jahre 2020 – 2022 wurden mit Verweis auf „die Wissenschaft“ legitimiert. „Wissenschaft“ stand im Rampenlicht und wurde als Rettung gepriesen. Der Preis für diesen Ruhm war allerdings hoch – wenn Wissenschaft der Politik eindeutige Ansagen machen sollte, dann musste die wissenschaftliche Normalität, der Meinungsstreit mithilfe rationaler Argumente, ausgehebelt werden. Dieser Band zeichnet für verschiedene Disziplinen – von den Naturwissenschaften über die Medizin bis zu den Geisteswissenschaften – nach, wie dies gelingen konnte und wie Medien diesen Prozess unterstützten, indem sie ebenfalls den kritischen Blick vergaßen. Die übergreifende These ist dabei, dass die Instrumentalisierung der Wissenschaft nicht aus heiterem Himmel kam, sondern durch längerfristige Entwicklungen ermöglicht wurde. Weil die Beiträger selbst aus Wissenschaft und Medien kommen, wissen sie, wovon sie sprechen.
Eine Leseprobe finden Sie hier: https://issuu.com/ibidempress/docs/isbn1922_x1_issuu
Axel Bernd Kunze, Bildungs- und Sozialethiker, beschäftigt sich im genannten Band mit Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit, die aus der Wissenschaft selber kommen:
Axel Bernd Kunze: Erklärung oder Boykottaufruf? Zur Rolle von Fachgesellschaft am Beispiel des Streits um die Neue Ordnung, in: ebd., S. 290 ff.
Auf mediale Schnittmengen wagt sich Axel Bernd Kunzes Artikel, der akkurat rekonstruiert, wie mit der ‚Neuen Ordnung‘ eine wissenschaftliche Zeitschrift auf den Index der politischen Korrektheit gesetzt und desavouiert wurde. Dabei geht es hier nicht darum, die Inhalte der Zeitschrift subjektiv „gut“ oder „schlecht“ zu finden, sondern um den Nachvollzug eines komplexen Prozesses, der zu einem Verlust an Meinungsfreiheit in der Wissenschaft geführt hat. [Matthias Fechner, in: ebd., S. 20 f.]